Die letzten Monate habe ich mein Nähhobby und das Schreiben von Nähanleitungen schwer vernachlässigt. Das liegt daran, dass ich mich Anfang des Jahres in die Enkaustik-Malerei verliebt habe.
Ich möchte hier ein kleines Blitzlicht auf das Thema Enkaustik werfen. Falls dies Interesse weckt, dann kann ich für praktische Anleitungen die Youtube-Videos der Encaustic Akademie und von Michael Bossom wärmstens empfehlen.
Enkaustik ist Malen mit heißem Wachs
Enkaustik ist eine sehr alte Technik, die z.B. in der antiken griechischen Malerei verwendet wurde. Das Wort Enkaustik leitet sich vom griechischen Wort „enkauston“ eingebrannt ab. Früher wurde das Wachs erhitzt und dann mit Pinsel oder Spachteln aufgetragen.
Heute benutzt man dazu eher ein Maleisen. Dieses sieht aus wie ein kleines Bügeleisen und man kann damit erstaunlich gut arbeiten.
Zum Malen schmilzt man das Wachs direkt auf die Sohle, die Kante oder die Spitze des Maleisens auf und malt dann mit dem Eisen.
Das Enkaustik-Einsteigerset
Ein Enkaustik-Einsteigerset enthält das Maleisen, ein paar Malkarten, ein paar Stifte, ein Kratzwerkzeug und eine Kurzanleitung. Im Moment (2023) liegt so ein Set zwischen 40 und 50 Euro.
Die beiliegende Kurzanleitung habe ich nie gelesen. Ich fand es einfacher mir erklärende Videos auf Youtube anzusehen und davon gibt es erfreulicher Weise eine ganze Menge.
Demo-Bilder
Wenn man das Maleisen mit Farbe lädt und es dann langsam über das Papier gleiten lässt, entstehen eher ruhige Farbflächen, so wie der Himmel im Bild links.
Bewegt man das Eisen etwas schneller, entsteht mehr Bewegung, die sich z.B. für Himmel oder auch Wasser eignet.
Mit dem Kratzwerkzeug kann man Bereiche wieder frei kratzen, so wie z.B. die Vögel am Himmel.
- Im Bereich 1 des linken Bildes wurde das Maleisen aufgesetzt und wieder abgehoben, so entstehen Saugeffekte.
- Im Gegensatz zu 1 wurde hier wurde das Maleisen aufgesetzt und nach außen weggezogen.
- Hier wurde es aufgesetzt und dann ruckelnd nach außen weggezogen.
- Im vierten Bereich wurde das Eisen nach außen bewegt und immer wieder abgehoben und aufgesetzt.
Der Saugeffekt, der beim Abheben des Maleisens entsteht, eignet sich gut um florale Strukturen zu erzeugen.
Wenn man dabei eine Hand hinter der Karte hat und diese nur in einem bestimmten Bereich auf das Maleisen drückt, dann kann man steuern, wo die Struktur entstehen soll. Nach ein wenig Übung gelingt das auch.
Die Malplatte
Wenn man den Griff des Maleisens entfernt und das Eisen darauf legt, dann hat man eine kleine Malplatte.
Darauf kann man Farben schmelzen und mit einem Pinsel oder Spachtel auf das Papier übertragen oder man zieht das Papier über die geschmolzenen Farben und erzeugt interessante Zufallsbilder.
Man kann das Papier auch auf die Malplatte legen und das Wachs direkt auf das erwärmte Papier schmelzen/malen. Da die Sohle des umgedrehten Maleisens kleiner ist als das Papier, muss man das Papier während des Malens bewegen. Ich finde das ein wenig mühsam.
Es gibt beheizte Malplatten, auf denen man mit großen Formaten arbeiten kann. Diese sind allerdings nicht ganz billig.
Eine günstige Lösung, auf der immerhin ein A5-Format möglich ist, ist ein Mini-Malplattenaufsatz. Dieser Aufsatz wird vom Maleisen beheizt, das man unten an der Malplatte anbringen kann.
Was mir besonders gefällt
Mir gefällt an der Enkaustik-Malerei, dass immer ein gewisser Anteil Zufall mit am Werk ist.
Natürlich habe ich meist eine Idee, was ich malen will und inzwischen funktioniert das auch oft wie geplant. Aber gelegentlich entsteht einfach etwas anderes und ich muss mitten im Tun umdenken und mich dem Bild anpassen. So erhalte ich dann Bilder, die ich gar nicht geplant habe, sondern die einfach entstanden sind.
Zwischendurch macht es mir auch Spaß völlig ungeplant anzufangen und einfach mit dem Maleisen zu spielen.
Strukturen erzeugen und wieder wegwischen, verändern, neue Farbe hinzufügen und wieder entfernen.
Das Maleisen schieben, ziehen, wackeln, ruckeln, kreisen lassen und einfach warten, bis sich irgendwann etwas zeigt, das ich gerne, so wie es geworden ist, aufheben möchte.
Enkaustik-Anleitungen werde ich eher keine/wenige schreiben, weil ich finde, dass es schon viele gute Videos gibt.
Aber unter dem Menu-Punkt „Galerie“ habe ich einen neuen Unterpunkt „Encaustic“ eingefügt. Gelegentlich werde ich dort Bilder hochladen, die vielleicht als Inspiration dienen können.
So, genug gebabbelt, ich entschwinde jetzt wieder in die Zauberwelt der Enkaustik.
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